Dienstag, 11. März 2008

Die Aktion

Worum geht es?
"Faktor X - Experimentelle Interventionen im Stadtraum" ist das Thema eines Entwurfes des Lehrstuhls für Planungstheorie und Stadtplanung der RWTH Aachen.
Im Rahmen dieser Entwurfsarbeit planen wir als Studenten eine Aktion mit dem Titel "Armutsstempel", die insbesondere auf die negative Auswirkungen von Armut auf die baulichen und räumlichen Strukturen im Stadtraum hinweist. Anstoß für diese Aktion waren die erschreckenden Ergebnisse einer von uns durchgeführten, umfassenden Analyse zum Thema Armut. Weitere Informationen dazu finden sie unter "Hintergrundinformationen".

Umsetzung
Vom 11.07.08 bis zum 21.07.08 werden Plakate in Aachen hängen. Auf diesen befinden sich Aussagen in Form eines Stempels, die das Thema vereinfacht wiedergeben.

Standorte
An den stark frequentierten Verkehrsstrassen und öffentlichen Räumen der Aachener Innenstadt.

- Königstraße/ Mauerstaße
- Lochnerstraße/ Mauerstaße
- Busshof
- Sandkaulstraße
- Templergraben

Zielsetzung
Ziel ist es, das Thema Armut einmal nicht von der finanziellen Seite zu betrachten, wie es in den Medien tagtäglich der Fall ist, sondern auf die weiterführenden, schwerwiegenden Konsequenzen im Stadtraum aufmerksam zu machen. Themen wie z.B. Abwanderung und schrumpfende Städte, die durch die Aktion angesprochen werden sollen, sind zwar sowohl in Fachkreisen als auch in den Nachrichten durchaus präsent, werden jedoch in der Gesellschaft immer noch ausgeblendet oder gar nicht wahrgenommen

Informationen zum Plakat
Für die Plakate sind fünf verschiedene Varianten in Form eines Stempels vorgesehen, die mit vereinfachten Worten auf folgende Problematiken abzielen:

  • Obdachlosigkeit | Derzeit leben in Deutschland ca. 400.000 Menschen ohne festen Wohnsitz auf der Straße. Die Dunkelziffer bleibt ungewiss. Ihre Präsenz auf den öffentlichen Plätzen der Städte dokumentiert die Armutssituation in Deutschland.
  • Abwanderung | Viele Städte, vor allem in den neuen Bundesländern, aber immer häufiger auch in Westdeutschland, kämpfen mit diesem Problem. Menschen sind gezwungen, aufgrund der schlechten Arbeitsmarktsituation ihre Heimatstadt zu verlassen, um anderenorts eine neue Anstellung zu suchen.
  • Schrumpfende Städte | Durch zunehmende Abwanderung geraten Städte in einen räumlichen und finanziellen Schrumpfungsprozess, der es unmöglich macht infrastrukturelle Netze aufrecht zu erhalten, sodass die Lebensqualität an den betroffenen Gebieten auf allen Sektoren immer weiter abnimmt und ganze Stadtteile letztendlich verkümmern.
  • Vandalismus | Einkommensarmut, mangelhafte Integration sowie Perspektivlosigkeit und soziale Ausgrenzung lassen Stadtgebiete entstehen, in denen sich Menschen mit wirtschaftlichen und sozialen Benachteiligungen konzentrieren. Diese Gebiete können sich zu sozialen „Brennpunkten“ entwickeln, in denen Vandalismus und erhöhte Kriminalität zu einem Problem wird – dies wird häufig auch im öffentlichen Raum ablesbar und trägt zu einer weiteren Stigmatisierung dieser Stadtviertel bei.
  • Wohnraumprobleme | Familien mit schlechter finanzieller Situation wohnen häufig auf beengtem Raum, da sie sich keine adäquaten Wohnungen leisten können. Aktivitäts- und Ruhewünsche der Einzelpersonen können innerhalb dieser Wohnverhältnisse nicht gewährleistet werden.



Hintergrundinformationen zur Armut in Deutschland

Jeder Sechste in Deutschland lebt in Armut, das sind aktuell etwa elf Millionen Menschen. Diese Bevölkerungsschicht hat weniger als 60% des Durchschnittseinkommens für ihren Lebensunterhalt zur Verfügung und erreicht somit nur einen geringen Lebensstandard und muss mit gravierenden sozialen Benachteiligungen leben.Betroffen sind vor allem Arbeitslose, Alleinerziehende, kinderreiche Familien und Menschen mit Migrationshintergrund. Aber auch ca. drei Millionen Erwerbstätige in Deutschland verdienen trotz ihrer Arbeit so wenig, dass sie ein Leben unterhalb der Armutsgrenze führen müssen.


Wir danken für die Unterstützung